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D r e i z e h n t e r   G e s a n g.
Die Selbstmörder und Vergeuder.
Inhalt.
       Tiefer, als die Mörder, stehen noch die unnatürlichern Selbstmörder. Niemand hat je sein eigen Fleisch gehasset, sondern er nähret es und pflegt sein, heißt es Eph. 5, 29., und darum wird auch die sich von selbst verstehende Selbstliebe als Grad (Matth. 22, 39) und als Norm (Matth. 7, 12) der Nächstenliebe aufgestellt. Wer sich nun selbst nicht mehr liebt, was uns doch die Natur so leicht gemacht hat, wie will der die schwerere Pflicht der Nächstenliebe üben! Der Selbstmörder entzieht sich derselben gerade zu. Aus diesem Grunde wird der Selbstmord nach dem Nächstenmord in der zweiten Abtheilung des Kreises der Gewaltthätigen gestraft, in welchen die Dichter eintreten, während Nessus durch die Furt zurückeilt. Unwegsames Dorngestrüpp, von dessen nicht hoffnungsgrünen, nein todtfahlen Zweigen der Wanderer, statt herzerfreuender Früchte, höchstens Giftbeeren lesen kann, schließt die Seelen der Selbstmörder, die den vollkommenern animalischen Organismus gering geachtet, in den unvollkommenern Pflanzenorganismus ein, darin sie nun jämmerlich verkrüppeln und voll Unbehagen über die Unangemessenheit des Hauses zum Bewohner, wie in einem engen Gefängnisse (V. 87) stöhnen. Alles ist hier grauenhaft, schauerlich, wie der Selbstmord selber. Auf den unheimlichen Zweigen des Dorngestrüpps nisten daher auch nicht die lieblichen Bewohner der Wälder, die den Menschen Freude in das Herz singen, sondern die ungeschlachten Harpyen, Symbole der zum Selbstmord reizenden melancholischen Bilder und satanischen Einflüsterungen, die, wenn der Mensch auf seiner Pilgrimschaft sagen möchte: Hier ist gut sein, hier laß uns Hütten bauen! den Genuß der Gegenwart verderben und die, wenn er nun seine Zuflucht zu einer bessern Zukunft nimmt, ihn an der Gnadenverheißung Gottes: "Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen!" irre zu machen suchen. (S. 134)

     Dante, der Wehklagen durch die Gesträuche ziehen hört, ohne die Ursache zu entdecken, muß auf Virgil's Geheiß einen Zweig abbrechen, um sich von dem Unglaublichen durch den Augenschein zu überzeugen. Der Stamm blutet und schilt ihn lieblos, worauf sich Virgil, dem es nun selbst wehthut, ihm durch seine unzarte Rücksichtslosigkeit sein schon so armes Leben noch verkümmert zu haben, ans Schuldner angiebt und ihm mit der Aussicht, daß Dante zu einer Art von Vergütigung sein Andenken unter den Menschen wieder auffrischen werde, gar freundlich beschwichtigt. Das ist Balsam für die wunde Seele Pietro's delle Vigne, Kanzlers von Friedrich II., der über die üble Meinung der Menschen von ihm, als hätte er seinen Herrn verrathen wollen, auch in der Hölle noch nicht scheint hinwegkommen zu können, und der, ganz wie sein Herr, Friedrich II., klassich gebildete und der Beredtsamkeit wohl beflissene Hofmann erzählt ihm seine Gechichte, den Dante, seinen künftigen Vertheidiger, artiger Weise mit anredend (V. 55 "du köderst" vergl. m. 57 "verzeiht"), indem er mit einer kurzen captatio benevolentiae anhebt, worin er das angefangene Bild (55 "du köderst" vergl. mit 57 "zu fest geleimt") genau festhält, sodann in gewähltern Methaphern (58-61), in Hyperbeln (63), in Personificationen (64) in antikem Styl (65 "Cäsar", 68 "Augustus"), und in auffallend gehäuften Antithesen (67-72) fortfährt, so wird er gleich anfangs seine Klagen in einer Climax (33 u. 35) gefaßt hatte. Darauf bittet ihn Virgil aus der Seele Dante's heraus, dem dogmatische Fragen ganz besonders am Herzen liegen, noch zwei Fragen zu beantworten: die erste, wie sich die Seele so verbusche, die zweite, ob sie nie diese Hülle abstreifen werde. Pietro, dem das Sprechen in dem unvollkommenen Organismus sauer wird, antwortet in der Kürze auf die erste Frage: daß die vom Leibe sich mit Gewalt losreißende Seele, (wahrscheinlich weil sie an Gottes gütiger Vorsehung verzweifelt,) dem blinden Ungefähr preisgegeben, wie ein Saatkorn hier herab fällt und zum armseligen, von den Harpyen, (die mit dem zukünftigen Tag des Zornes schrecken,) genagten Dorngebüsch wird: doch wohl, weil sie die animalischen Lebensgeister (anima sensitiva) von sich gestoßen hat und ihr nun, um mit der damaligen Zeit zu reden, nichts als die Vegetationskraft (anima vegetativa) übrig bleibt; auf die zweite Frage, daß nach dem allgemeinen Weltgerichte der Leib nicht etwa organisch mit der Seele verbunden wird, (und das vielleicht deßhalb nicht, weil der Seele des Selbstmörders die natürliche Neigung und somit das Geschick zur Einigung mit dem Leibe fehlt, was beides Th.A. der abgeschiedenen Seele zuschreibt (1, 76, 1),) sondern daß er ganz in mechanischer Weise, etwa wie ein Kleid, an dem betreffenden Dornbusch aufgehängt wird, damit die mit sich selbst entzweite Seele daß Bild ihrer Sünde ewiglich vor Augen habe. -

     Während die Dichter noch aufhorchen, sehen sie zwei Schatten, (135) Lano von Siena und Jacob von Sanct Andrea, Vergeuder von Profession, die mit Recht in dem traurigen Wald der Selbstmörder hausen, da Vergeudung am häufigsten zum Selbstmord führt. Wie sie im Leben, ohne danach zu fragen, ob sie Andere mit in den Ruin hineinrissen, ins Gelag hineinstürmten, so fahren sie in den armen Gestrüpp der Selbstmörder umher, ohne sich im Geringsten darüber zu kümmern, daß sie dieselben in ihr Leiden hineinziehen; und wie sie sich sonst die Beine wegliefen und mit den Engländern zu reden "durch ihr Vermögen rannten", um es nur an den Mann zu bringen, bis sie zuletzt der Hunger zerfleischte, so rennen sie sich außer Athem, verfolgt von heißhungrigen Hunden, die ihr Fleisch am Ende stückweise davon tragen. Der eine der Genannten, Lano, der im Gefecht am Toppo, wo die guelphischen Sienesen von den ghibellinischen Aretinern überlistet wurden, den Tod suchte und fand, sucht hier nun den zweiten Tod, findet ihn aber nicht. Der andre, Jakob, der nicht nach kann, und im bittern Gefühl seines Unvermögens die Hast des Lano's verspottet, verschürzt sich mit dem Gestrüpp eines Selbstmörders; aber die Hunde packen ihn doch. Der dadurch zerrissene Strauch schilt und bittet die Dichter, ohne erst auf die Frage derselben nach seinem Namen zu achten, dringlichst, das abgeschundene armselige Blätterwerk, zusammengerafft, ihm dicht an den Stamm zu legen, wie etwa ein verarmter Verschwender, wenn es längst zu spät ist, jeden Heller zusammensucht, während er sonst mit Tausenden um sich warf. Dabei kramt er, dem der christliche Glaube an Gottes gütige Vorsehung abgeht, seinen wahrhaft heidnischen Aberglauben aus, demgemäß er das ganze Heil von Florenz auf den Ueberrest der Statue des Mars, des frühern Beschützers der Stadt, stellt, wie denn Unglaube und Aberglaube häufig neben einander gehen, da der auf allen Seiten sich abhängig fühlende Mensch etwas Höheres haben muß. Weil aber die Selbstmörder in ihrem Pflanzen-Organismus nur so lange sprechen können, als die Wunde sich noch nicht wieder verstopft hat, so scheint er, der sich bei der Auskramung seines Aberglaubens etwas lange aufgehalten, zum Schluß zu eilen, in welchem er noch eine Notiz über sein trauriges Ende, man möchte sagen, ankleckst.


F a d e n.
1.
  Eintritt in die zweite Abtheilung der Gewaltthätigen.
31.
  Gespräch mit dem Selbstmörder Pietro delle Vigne.
79.
  Zwei dogmatische Fragen an ihn.
109.
  Scene von zwei Vergeudern, Lano und Jacob.
130.
  Gespräch mit einem andern Selbstmörder.

XIII.

1 Eh' Nessus drüben das Gestad' erreichte,
  Begaben wir uns schon durch wald'ge Strecken,
  Wo keine Spur von einem Pfad sich zeigte.
4 Kein grünes Laub, nur schwarzes zu entdecken;
  Kein glatter Ast, nur knot'ge, die sich winden;
  Auch keine Frucht, nur Gift an dorn'gen Stecken.
7 Bei jenem Wild, das in Corneto's Gründen
  Bis zur Cecina haßt, was Menschen machten,  01
  Ist kein Gestrüpp so rauh und dicht zu finden.
10 Drauf nisten die Harpy'n, die ungeschlachten,  02
  Die, künft'ge Noth ankündend, zum Entweichen
  Von den Strophadem die Trojaner brachten.
13 Mit Menschenhals und Antlitz, dicken Bäuchen,
  Befiederten, den Fuß bekrallt, breitschwingig,
  Wehschrein sie auf den wunderlichen Sträuchen.
16 Mein guter Herr: "Nicht weiter jetzt! Erst bring' ich
  Dir das zu Sinn, daß du im zweiten Kreise,
  Und mit dir weiter schweif' in diesem Ring' ich,
19 Bis ich mit dir denSchreckenssand bereise.  03
  Schau dich wohl um, so wirst du Dinge sehen,
  Die, bloß erzählt, für dich zu harte Speise."
22 Hier und dorther hört' ich ein Winseln wehen;
  Doch sah ich nirgends Leute, welche klagten;
  Darüber ganz betroffen, blieb ich stehen.
25 Ich glaub', er glaubt', ich glaubte, die besagten
  Vielfachen Stimmen kämen aus den Bäumen
  Von Solchen her, die wir von uns verjagten.
28 Drum sprach mein Meister: "Brich nur ohne Säumen
  Ein Reis von diesem Strauchwerk; das verworrne
  Gedankenspiel wird deinen Geist dann räumen!"
31 Die Hand ein wenig streckt' ich nun nach vorne.
  "Was knickst du mich?" begann der Stamm zu wimmern,
  Als einen Ast ich brach von hohem Dorne.
34 Von Blut ganz braun schien er mir nun zu schimmern;
  "Was rupfst du mich?" so schrie er unverdrossen,
  "Hast du kein Mitleid, kann dich nicht bekümmern?
37 Wir waren Menschen; jetzo sind wir Sprossen;
  Mehr Mitleid ziemte sich für deine Hände,
  Und hätt' uns auch ein Schlangenleib umschlossen."
40 Wie grünes Holz, das man an einem Ende
  In Brand gesteckt, am andern tropft und schreiet,
  Denn vor der Hitze flieht die Luft behende:
43 So wurden Wort und Blut zugleich verstreuet
  Von jenem Ast; ich ließ die Spitze fahren
  Und stand dabei, wie Einer, der sich scheuet.
46 "Wenn der, was seine Augen jetzt gewahren",
  So sprach mein Weiser, "hätte glauben mögen,
  Gekränkter Geist, weil's meine Verse waren,  04
49 So hieß ich ihn an dich die Hand nicht legen;
  Mich ließ nur die unglaubliche Geschichte
  Ihn zu dem, was mich selber drückt, bewegen.
52 Sprich, wer du warst, daß er im obern Lichte,
  Wohin zurück er darf, dir seine Buße,
  Indem er deinen Ruf auffrischt, entrichte." -
55 "Du köderst", sprach der Stamm, "mit süßem Gruße
  Mich allzusehr; ich schweig' auf keine Weise;
  Verzeiht, red' ich, zu festgeleimt, mit Muße!"
58 Der beide Schlüssel führte zu der Schleuse
  Von Friedrich's Herzen, das war ich; ich wandte,
  Aufschließend und zuschließend, sie so leise,
61 Daß ich sie All' aus seinem Rathe bannte;  05
  So treu versah ich meine Ehrenstelle,
  Daß ich den Schlaf verlor, der Puls mich rannte.
64 Die Buhlerin, die von des Cäsar's Schwelle  06
  Den Hurenblick nicht kehrt, der Höfe Seuche
  Und ihres Todes allgemeine Quelle,
67 Erhitzte Alle wider mich auf's Gleiche,
  Und den August erhitzten die Erhitzten:
  Da wurden süße Ehren Herbe Streiche.
70 Weil Zorngedanken durch die Seele ritzten,
  Den Zorn im Tod zu fliehen glaubend, that ich
  Mir selber Unrecht, dem auf's Recht Gestützten.
73 Ich schwör's: die Pflicht der Treue übertrat ich
  Nie gegen den ehrwürd'gen Herrn; zu Zeugen
  Hier dieses Baumes junge Wurzeln lad' ich.
76 Sollt' Einer je von euch zur Welt aufsteigen,
  So bitt' ich, meinem Rufe, der, getroffen
  Vom Neid, noch liegt, sich hülfreich zu erzeigen."
79 Erst wartete; dann, als nichts mehr zu hoffen,
  Begann mein Meister: "Keine Zeit verliere!
  Frag' ihn, wenn dir noch mehr beliebt, ganz offen!" -
82 "Wovon du meinst, daß ich es gern erführe,
  Das frag du wieder selbst", bat ich den Meister;
  "Ich könnt' es vor dem Schmerz nicht, den ich spüre." -
85 Drauf knüpft' er an: "So will'gen Herzens leist' er
  Dir das Erbetne, wie es dir gefalle,
  Ihm noch zu sagen, schmählich Eingehäuster.
88 Wie sich die Seel' in diese Knorren balle.
  Darüber auch gieb, wenn du's kannst, Belehrung,
  Ob Keiner solchen Gliedern je entwalle!" -
91 Laut zischte nun der Stamm. Nach ein'ger Währung
  Verwandelte der Wind sich in die Stimme:
  "Ich geb' euch in der Kürze die Erklärung.
94 So wisset denn! Trennt sich der Geist, der Grimme,
  Von seinem Leibe, den er selber fällte,
Schickt Minos ihn jenseit der sechsten Krümme.
97 Er fällt nun in den Wald, und nicht bestellte
  Die Wahl den Ort; gleich einem Dinkelkorne
  Schießt er empor, wohin das Glück ihn bällte,
100 Läuft in das Holz und wird zum rauhen Dorne;  07
Auf seinen Zweigen weiden die Harpyen
Und machen Schmerz und für die Schmerzen Borne.
103 Wir werden auch zu unsern Hüllen ziehen;
  Doch ist von Neubekleidung nicht zu reden;
'S ist unrecht, daß wir haben, was wir fliehen.
106 Wir schleppen sie in diesen Wald, den öden;
Dann aber hängt man die gesammten Rumpfe
An seines traur'gen Schattens Dornbusch jeden."
109 Noch standen wir aufhorchend bei dem Stumpfe:
Wir meineten, er würd' uns mehr noch geben;
Da schreckt' uns eine Regung, eine dumpfe.
112 So geht's dem Jäger, der den Eber eben
Herannahn hört und hinten Hund' und Leute;
Die Thiere stürmen und die Zweige beben.
115 Da flohen Zweie von der linken Seite,
  Nackt und zerkratzt und rannten über'n Haufen
  Des Zweigwerks Gitter in der Weit' und Breite.
118 Der Vordre schrie: "Komm Tod, komm Tod gelaufen!"
  Der Andre, dem's zu langsam schien zu gehen:  08
  "So hurtig, Lano, wurden bei dem Raufen  09
121 Von Toppo deine Beine nicht gesehen."
  Mit einem Strauch verschürzt' er sich zum Knoten,
  Als ihm der Athem anfing still zu stehen.
124 Und schwarze, gier'ge, flinke Hunde drohten
  Aus jedem Busch, so daß sie eine Scene
  Von Spürern, die der Kett' entkommen, boten.
127 In den Geduckten schlugen sie die Zähne
  Und schleppten dann die armen Glieder weiter,
  Nachdem sie ihm zerrissen Sehn' um Sehne.
130 An seiner Hand dann führte mein Begleiter
  Mich zu dem Strauch; da kam aus blut'gen Ritzen
  Ein Guß von Thränen, ein umsonst verstreuter.
133 "Was hat's geholfen, dich mit mir zu schützen,
  Jacob von Sanct Andrea?" also klagt er;
  "Ist's meine Schuld, daß du nichts wolltest nützen?"
136 Als neben ihm mein Herr nun stand, so sagt' er:
  "Wer warest du, der aus so vielen Wunden
  Geblüt und Klagen aushaucht? Sprich, Geplagter!"
139 Und er zu uns: "Die ihr euch her gefunden,
  Mit anzusehn, o Seelen, die Entehrung,
  Die mir vom Schaft des Blätterwerk geschunden
142 Schafft's an den Schmerzensstamm aus der Verheerung!
  Ich stamme aus der Stadt, die mit dem Täufer
  Den ersten Herrn vertauscht; drum traur'ge Störung  10
145 Mit seiner Kunst schafft ewig nun sein Eifer.
  Und wären nicht am Paß des Arno's Reste
  Von ihm geblieben, trotz dem Städteschleifer,
148 So hätten sie umsonst gemüht die Gäste
  Der fremden Stadt, die auf dem Aschengrause,
  Den Etzel ließ, neu aufgebaut die Veste. -
151 Ich schuf mir einen Galgen aus dem Hause."  11

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Vierzehnter Gesang

Erläuterungen:

01 Zwischen Corneto im Kirchenstaate und dem Fluß Cecina bei Livorno liegt die der Malaria wegen von Menschen gemiedene Maremma.

02 Die Harpyen sind treffliche Bilder der Gemüthsstimmung des Selbsmörders (s. Inhalt). Als sich die Trojaner auf ihrer Pilgrimschaft nach dem verheißenen Italien auf den Strophaden in ionischen Meere nach langem Leiden einen frohen Tag machen wollen, so werden sie von den speiseverunreinigenden Harpyen darin gestört, die ihnen auch die Aussicht in die Zukunft zu trüben suchen, indem sie ihnen den Glauben an die Verheißung der Götter zu nehmen sich bemühen (Aeneis 3, 209-277). - Das Gefühl gegenwärtiger Angst, aber noch mehr die Vorstellung künftiger Noth hier auf Erden oder dereinst vor dem Richterstuhl Gottes ist in der That die gewöhnliche Triebfeder zum Selbstmorde. Wollte der Mensch die Waffen, mit denen er eigenmächtig kämft, strecken, und trotz der aufsteigenden Zweifel bei Gott dem Herrn Beistand suchen, wie der fromme Aeneas mit seiner Schaar, so würde sich am Ende alle Graunehafte in Segen und Wonne auflösen, wie dort (Aeneis 7, 107-34).

03 Den dritten Kreis der Gewaltthätigen nämlich.

04 Aeneis 3, 22 etc., wo etwas Aehnliches vorkommt, inden Aeneas aus einem Stamme, den er auszureißen versucht, um mit den Zweigen den Altar zu schmücken, Blut rinnen sieht und die klagende Stimme des Polydorus vernimmt.

05 Pietro war also gewissermaßen der Papst zu Friedrich's Herzen, in das er vermöge der Schlüsselgewalt kluger Beredtsamkeit hinein lassen und ausschließen konnte, wen er wollte, ohne dem Herzen des Kaisers fühlbaren Zwang anzuthun.

06 Die Mißgunst nämlich, in Folge deren man ihn dem Kaiser als einen mit dem Papst Innocenz IV. einverstandenen Verräther verdächtig machte. Friedrich ließ ihn ins Gefängniß werfen und, wie Einige berichten, blenden; worauf sich derselbe den Tod gab.

07 Stilling Scenen aus dem Geisterreiche, II., 202. "Diese Todtengrippe sind eben die abgeschiedenen Selbstmörder; sie können keine andere Form annehmen, als diese; denn sie haßten ihren Körper - die Ursache ihres Todes bestand darinnen, daß die feinste Materie des Körpers, die Lebensgeister, die das einzige Werkzeug des unsterblichen Geistes ausmachen, wodurch er auf seinen Körper und wodurch dieser wieder zurück auf jenen wirkt, dem Geiste unerträglich wurden. Nun kann aber der menschliche Geist, dieser göttliche Funke, unmöglich ohne jene feine Materie, ohne die Lebensgeister, wirken, er ist unzertrennlich mit ihnen verbunden und heißt un der Vereinigung mit ihnen Seele." - Also ganz etwas Aehnliches. S. Inhalt.

08 Jacob von Sanct Andrea, aus einem Paduanischen Geschlechte, warf sein Vermögen im eigentlichen Sinne weg und darbte am Ende.

09 Lano gehörte zu dem berüchtigten Prasserklub in Siena (H. 29, 130), der sein Vermögen mit Gewalt durchbrachte.

10 Florenz nämlich, dessen Schutzgott früher Mars war, und das, als das Christenthum eingeführt wurde, Johannes den Täufer zum Schutzherrn bekam. Bei Zerstörung der Stadt durch Attila soll man die Staute des Mars in den Arno geworfen und bei der Wiederauferbauung von Florenz durch mehrere römische Geschlechter an der Arnobrücke (Ponte vecchio) aufgstellt haben, damit nicht der verdrängte Mars das Herz der Florentiner durch seine Kunste gegen einander entzünden möchte. -

11 Der Ott. Com. nennet diesen Florentiner Bucco del Mozzi; Andere nennen ihn Lotto degli Agli.